Umwelt

Das Hochwasserrisiko steigt. So schützen Sie sich und Ihr Zuhause vor den Extremwetter-Gefahren.

Ob es regnet, stürmt oder schneit – alles ist in Ordnung, solange es in Maßen ist. Zeigt uns die Natur jedoch in Massen, wozu sie fähig ist, ist unsere Infrastruktur dafür nicht immer gewappnet. Damit der Traum vom Eigenheim nicht zum Alptraum wird, sollten Sie sich den Launen der Natur nicht schutzlos ausliefern. Aber was können Sie tun, um sich und Ihr Eigentum vor Überschwemmungen und Co. zu schützen?

von Sarah Link
6. Juni 2024
Person mit Gummistiefel in hohem dreckigem Wasser

Umweltkatastrophen in Deutschland: 
Schützt eine Hausrat- und Wohngebäudeversicherung jetzt noch ausreichend?

„Der Wetter-Wahnsinn geht weiter!“, „Unwetterwarnung: Apokalyptische Regensummen verursachen Hochwasser“, „Modelle außer Rand und Band“. Es ist Ende Mai 2024 in Deutschland – und die Medien überschlagen sich mit diesen und ähnlichen Artikeln.

Extreme Wetterereignisse wie Sturm, Regen und Hagel sind – durch den Klimawandel bedingt – auch in Deutschland zur tragischen Normalität geworden. Im Jahr 2020 fegte Orkantief Sabine mit 177 km/h erbarmungslos über Deutschland hinweg und deckte dabei viele Dächer ab. Im Mai 2021 ließ Starkregen in Thüringen und Bayern zahlreiche Keller volllaufen. Und auch im Mai 2024 spitzt sich die Hochwasser-Lage weiter zu. Nach dem ersten Schock steht dann schnell die Frage im Raum: Wer kommt für die Schäden auf? 

Wahrscheinlich denken Sie jetzt: Schäden, die durch Naturgefahren entstehen, sind durch Ihre Wohngebäudeversicherung abgedeckt. Da haben Sie theoretisch recht. Aber wussten Sie, dass dieser Versicherungsschutz auf Schaden begrenzt wird, der unmittelbar durch Sturm, Hagel und Blitzschlag entstanden ist? Damit bleiben Sie also bei Überschwemmungen, Rückstau oder eindringendem Oberflächenwasser über Gebäudeteile auf den Kosten sitzen. 

Das bedeutet: Während Orkan Sabine zwar die Dächer abdeckte, sorgte am Ende der eindringende Starkregen für sogenannte „Durchnässungsschäden“ am Inventar – und diese sind nicht mit der klassischen Gebäude- und Hausratversicherung abgedeckt.

Selbes gilt nach Überschwemmungen und Hochwasser für Ihren überfluteten Keller oder Wassermassen, die meterhoch in Ihren Wohnräumen stehen.

Versicherungsschutz erweitern: Wann lohnt sich ein Zusatzschutz gegen Elementarschäden?

Zum Jahreswechsel waren Flussgebiete in Niedersachsen überschwemmt, im Mai traf es das Saarland, im Juni Regionen rund um die Donau. „Jahrhunderthochwasser treten inzwischen alle paar Jahre auf“, stellt Wirtschaftsminister Robert Habeck nach seinem Besuch in betroffenen Gebieten fest. Der Begriff Jahrhunderthochwasser basiert dabei auf einem hydrologischen Fachbegriff, der die zu erwartende Häufigkeit eines Hochwasserstandes angibt.  

H (für Hochwasser), Q (für Quantität = Menge), Jahreszahl.  

Gängige Warnstufen sind neben dem „Jahrhunderthochwasser“ HQ100 z.B. HQ10 und HQ50 für Wasserstände, die alle zehn oder fünfzig Jahre zu erwarten sind. Klare Sache: Je eher mit Wassermassen zu rechnen ist, desto besser muss der Schutz ausfallen.  

Genau danach richten sich auch die Kosten für eine Elementarschadenversicherung. Ihr Zuhause befindet sich in einer sogenannten ZÜRS-Zone, einem Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen.

  • Klasse 1 (sehr geringe Gefährdung): statistisch seltener als einmal alle 200 Jahre ein Hochwasser
  • Klasse 2 (geringe Gefährdung): statistisch einmal in 100-200 Jahren ein Hochwasser oder Gebäude, die durch höhere Deiche geschützt sind
  • Klasse 3 (mittlere Gefährdung): statistisch einmal in 10-100 Jahren ein Hochwasser
  • Klasse 4 (hohe Gefährdung): statistisch einmal in 10 Jahren ein Hochwasser

Im Ernstfall kommt die Elementarschadenversicherung als Zusatzbaustein zur Hausrat- und Wohngebäudeversicherung für Ihren entstanden Schaden durch Überschwemmung, Hochwasser und Co. auf. Die Police ist also an Ihre bestehende Versicherung gekoppelt und richtet sich kostentechnisch individuell nach Ihrer ZÜRS-Klasse. Für ein konkretes Angebot sollten Sie daher einen Beratungstermin vereinbaren und gegebenenfalls Vergleichsangebote einholen. 

Wichtig: Manche Elementarversicherungen setzen bestimmte Sicherheitsvorkehrungen voraus, damit sie greifen. Dabei kann es sich um Banalitäten, wie geschlossene Fenster bei Regen und freie Abflussleitungen auf dem Grundstück handeln. Aber auch besondere Schutzsysteme können verlangt werden.  

Unabhängig von den Auflagen einer Versicherung, sind Schutzmaßnahmen an Ihrem Eigentum übrigens immer eine Überlegung wert. Manchmal können bereits kleine Anpassungen einen großen Unterschied bei Starkregen ausmachen. Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen. 

Hochwasser und Überschwemmungen: Diese Schutzmaßnahmen können Sie am Haus ergreifen.

Sind Sie gerade noch auf der Suche nach dem passenden Eigenheim oder stecken Sie mitten in den Bauplanungen? Dann empfiehlt es sich, vorab einen Blick auf die mögliche Hochwasser-Gefahr zu werfen. Sind in der Nähe zum Beispiel Bäche und Flüsse ist bei anhaltendem Regen eine lokale Überschwemmung um einiges wahrscheinlicher – insbesondere im Hinblick auf die Klimakrise.

Tipps für eine hochwasserangepasste Bauweise:

  • Bau außerhalb der Überschwemmungsgebiete
  • Bau ohne Keller
  • Wasserdichte Baukonstruktionen im Gefährdungsbereich der Gebäude
  • Hochwasserschutzmauer

Ihr Haus steht bereits? Es ist nie zu spät für zusätzliche bauliche Schutzvorkehrungen – insbesondere mit Blick auf die zunehmende Extremwetterlage, die ohne große Vorwarnzeiten auftritt.

Diese Schutzmaßnahmen vor Überschwemmung und Starkregen können Sie am Gebäude ergreifen:

  • Flutmulden bzw. Versickerungsflächen
  • Schutzmaßnahmen am Gebäude, z. B. erhöhte Zugänge, erhöhte Lichtschächte, Schwellen vor Treppenabgängen, druckwasserdichte Fenster und Türen
  • Automatische Schutzsysteme, z. B. Sicherheits-Klappschott, Sicherheits-Vertikalschott
Grafik eines Hauses, das gegen Starkregen bestmöglich geschützt ist inklusive Erklärungen.

Bedenken Sie auch: Die Misch- und Regenwasserkanäle der öffentlichen Kanalisation können nicht so dimensioniert werden, dass sie eine außergewöhnlich langanhaltende Regenfront einwandfrei ableiten. 

Sie sollten daher bei starkem Regen mit Stau im Kanal und Rückstau in die Anschlusskanäle – folglich also in Ihre Grundstücksentwässerungsanlagen – rechnen.

Diese Schutzmaßnahmen vor Rückstau können Sie an Ihrem Gebäude ergreifen:

Die einzige präventive Sicherheitsvorkehrung bietet Ihnen eine sogenannte Rückstauschleife. Durch diese Abwasserhebeanlagen erhöhen Sie Ihre Sicherheit im Gebäude. Doch es gibt ein paar Details zu beachten, denn Rückstauverschlüsse nach DIN EN 13564-1 können nur eingesetzt werden, wenn:

  • Gefälle zum Kanal besteht
  • die Räume von untergeordneter Nutzung sind, d. h. dass keine wesentlichen Sachwerte oder die Gesundheit der Bewohner bei Überflutung der Räume beeinträchtigt werden
  • der Benutzerkreis klein ist und diesem ein WC oberhalb der Rückstauebene zur Verfügung steht
  • bei Rückstau auf die Benutzung der Ablaufstelle verzichtet werden kann
Grafik einer modellhaften Rückstauschleife in einem Haus mit Erklärung und Legende

Wenn das Wetter sich nicht von der schönsten Seite zeigt – bleiben Sie informiert.

Wie so oft im Leben gilt auch und besonders im Umgang mit Extremwetter-Ereignissen: „Vorsicht ist besser als Nachsicht.“ Wie Sie sich im Ernstfall richtig verhalten, was Sie unbedingt zuhause haben sollten und ob Sie sich gerade in einem gefährdeten Gebiet befinden? Diese und viele weitere Informationen stellt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur Verfügung unter: https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/warnung-vorsorge_node.html  

Und denken Sie daran: Ist Ihr Eigentum versichert, sind Sie im Katastrophenfall finanziell abgesichert. Alles, was Sie beschützen müssen, ist, was Sie mit keinem Geld der Welt ersetzen können: Ihr Leben und das Leben Ihrer Liebsten. Im Ernstfall sollte darauf also die Priorität liegen. Einverstanden?

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