In einer Zeit, in der qualifizierte Mitarbeitende heiß umkämpft sind, stehen mittelständische Unternehmen vor der großen Herausforderung, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Neben Gehalt und Work-Life-Balance rückt dabei ein Thema zunehmend in den Fokus: die betriebliche Altersvorsorge (bAV).
Was ist die betriebliche Altersvorsorge?
Die betriebliche Altersvorsorge, auch bAV genannt, ist ein weit verbreitetes System der Betriebsrente, das Mitarbeitende dabei unterstützt, für ihre Rente vorzusorgen. Meistens leisten dabei Mitarbeitende und Arbeitgeber gemeinsam Beiträge in eine Geldanlage. Die Mitarbeitenden verzichten dabei auf einen Teil ihres Bruttogehalts, das vom Arbeitgeber steuer- und sozialversicherungsfrei in die bAV eingezahlt wird – eine Win-Win-Situation.
Wussten Sie das?
Arbeitnehmende haben seit 2002 einen gesetzlichen Anspruch darauf, einen Teil ihres Gehalts durch die sogenannte Entgeltumwandlung für eine bAV zu nutzen. Das heißt, Sie als Arbeitgeber sind sogar dazu verpflichtet, Ihren Mitarbeitenden eine betriebliche Altersvorsorge durch Entgeltumwandlung anzubieten.
Als Arbeitgeber können Sie sich vorab aussuchen, in welche Art der Anlage eingezahlt wird. Es gibt fünf mögliche Varianten oder Durchführungswege.
1. Direktversicherung
Die klassische Lösung der betrieblichen Altersvorsorge und die am häufigsten gewählte Form ist die Direktversicherung. Dabei schließen Sie einen Vertrag mit einem Versicherungsunternehmen und überweisen den Gehaltsanteil monatlich dorthin. Das Geld wird dabei verzinst.
2. Pensionskasse
Die Pensionskasse ist eine betriebliche Altersvorsorge speziell für kleine und mittelständische Unternehmen. Sie ist eine Kasse, die von einem oder mehreren Unternehmen zusammen gegründet wird. Das Geld kann angelegt werden.
3. Pensionsfonds
Der Pensionsfonds ist in Deutschland der jüngste Durchführungsweg der betrieblichen Altersvorsorge. Mit ihm können Mitarbeitende von den Renditechancen der Kapitalmärkte profitieren. Ansonsten ist der Pensionsfonds geregelt wie die Pensionskasse.
4. Unterstützungskasse
Wer viel verdient, hat in der Regel große Versorgungslücken im Alter. Mit der Unterstützungskasse können insbesondere Führungskräfte bzw. besserverdienende Mitarbeitende diese steuerbegünstigt schließen. Auch diese Kasse ist eigenständig und wird von einem oder mehreren Unternehmen betrieben.
5. Pensions- oder Direktzusage
Die besonders flexible betriebliche Altersvorsorge für Führungskräfte und Gutverdienende. Bei der Pensionszusage kann die Höhe der Leistungen frei vereinbart werden. Der Arbeitgeber muss für diese fest vereinbarten Zahlungen allerdings selbst Rücklagen bilden.
Sobald Sie eines dieser Produkte in Ihrem Betrieb eingeführt haben, übernehmen Sie automatisch die Gehaltsumwandlung, zahlen also monatlich einen Anteil des Bruttolohns Ihrer Angestellten in die bAV ein.
Welche Vorteile bringt die betriebliche Altersvorsorge?
Steuerliche und finanzielle Vorteile
Sie profitieren von einer deutlichen Ersparnis bei den Sozialabgaben, denn die Beiträge, die Ihre Mitarbeitenden im Rahmen einer Entgeltumwandlung „einzahlen“, sind für Sie (bis zu bestimmten Grenzen) sozialversicherungsfrei. Das senkt die Lohnnebenkosten.
Außerdem können die Arbeitgeberbeiträge zur bAV als Betriebsausgabe steuerlich geltend gemacht werden, was die Steuerlast Ihres Unternehmens senkt.
Verbesserung der Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung
Mit einer bAV zeigen Sie, dass Ihnen die finanzielle Sicherheit Ihrer Mitarbeitenden im Ruhestand wichtig ist. Gerade im Vergleich mit größeren Firmen ermöglicht die bAV mittelständischen Unternehmen, zusätzliche Benefits zu bieten, die bei der Wahl eines Arbeitgebers entscheidend sein können. So positionieren Sie sich als moderner und attraktiver Arbeitgeber.
Und: Ihre jetzigen Mitarbeitenden, die in Zukunft von der bAV profitieren, bleiben tendenziell länger im Unternehmen, da eine Kündigung die Leistungen einschränken könnte. Damit verringern Sie die Wechselbereitschaft Ihrer Angestellten und Sie stäken das Vertrauen und die Bindung an Ihr Unternehmen.
Flexibilität
Sie können die bAV flexibel gestalten – etwa durch Direktversicherungen, Pensionskassen oder Unterstützungskassen – und so auf die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeitenden und Ihres Unternehmens eingehen.
Außerdem können zusätzliche Leistungen wie Berufsunfähigkeitsversicherungen oder eine betriebliche Krankenversicherung kombiniert oder integriert werden, um das Angebot noch attraktiver zu machen.
Geringer Aufwand
Die Verwaltung der bAV kann an externe Versicherungsanbieter oder Dienstleister ausgelagert werden, was den organisatorischen Aufwand für Sie auf Arbeitgeberseite minimiert. Ein weiterer Vorteil: Bei der Entgeltumwandlung trägt der Arbeitgeber keine zusätzlichen Risiken, da die Beiträge direkt aus dem Bruttogehalt der Mitarbeitenden abgezogen werden.
Wie implementieren Sie die bAV erfolgreich im Unternehmen?
Die Einführung einer bAV sollte gut geplant sein. Eine fundierte Beratung durch externe Expertinnen und Experten oder Versicherungen ist essenziell, um die beste Lösung für Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeitenden zu finden.
Haben Sie sich für einen Durchführungsweg entschieden, ist eine effektive Kommunikation im Unternehmen und an Ihre Mitarbeitenden wichtig. Denn ein bAV-Angebot ist nur wirksam, wenn die Mitarbeitenden auch die Vorteile verstehen. Transparenz und eine gute Erklärung – etwa mit Schulungen oder Infomaterialien – sind entscheidend.
Zusammengefasst: Die betriebliche Altersvorsorge kann für Ihr Unternehmen mehr als nur ein finanzielles Instrument sein – sehen Sie die bAV als einen Wettbewerbsvorteil, den Sie nutzen können, um sich im Kampf um Fachkräfte zu behaupten. Mit steuerlichen Vorteilen, besserer Mitarbeiterbindung und einem positiven Image bietet die bAV einen echten Mehrwert für Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeitenden. Als strategisches Werkzeug hilft sie, Talente zu gewinnen, zu binden und die Zukunft Ihres Unternehmens langfristig zu sichern.
